Einführung
"Vertraute Fremde" versammelte Jim Rakete für seine Hommage
an die klassische, analoge Porträtfotografie, darunter Protagonisten
des deutschen Films wie Ulrich Mühe, Martina Gedeck, Jürgen Vogel,
Mario Adorf, Tom Tykwer und Fatih Akin. Gänzlich ohne Effekte und ohne
digitale Nachbearbeitung hielt der Berliner Fotograf die Augenblicke mit
seiner Plattenkamera fest. Für die Ausstellung wurden Fotografien ausgewählt,
die für ihn ein Wiedersehen mit Legenden oder erste Begegnungen mit
den aktuellen Shooting-Stars der Filmbranche bedeuteten. Die meisten Bilder
stammen aus dem Jahr 2007.
In der begleitenden Veranstaltungsreihe werden Freunde und Weggefährten
als Gäste erwartet, darunter die Schauspieler Klaus Hoffmann und Ulrich
Matthes, die Regisseurin Claudia Müller sowie der Jazz-Musiker Till
Brönner.
Zur Fotografie von Jim Rakete
1/8 Sekunde lang dauert die Verschlusszeit, die eine Linhof-Plattenkamera
benötigt, um das Abbild des Abgelichteten auf der Silberplatte zu
fixieren. Dazu benötigt es neben Balgen, Drahtauslöser und Mattscheibe
vor allem Ruhe und eine gewisse Form der Stasis. In Zeiten der Digitalfotografie
erscheint diese verhältnismäßig lange Belichtungsdauer
als eine kleine Ewigkeit, doch ermöglicht sie einen geduldigeren Blick
auf die Dinge, die sich vor dem Objektiv abspielen und schafft eine nahezu
ungewohnt gewordene Echtheit und Plastizität. Jim Rakete hat diese
fast schon antiquierte Methode angewandt, um Protagonisten des öffentlichen
Lebens in Deutschland einen Augenblick lang inne halten und sich in einer
eher ungewohnten Weise festhalten zu lassen.
In der 2007 entstandenen Bildserie mit dem Untertitel „Vertraute Fremde“ porträtiert er ungestellte und ungeschminkte Persönlichkeiten ohne digitale Nachbearbeitung und zelebriert gleichermaßen den Abschied eines ebenso vertrauten wie sich mittlerweile entfremdenden Handwerks: den Abschied von der analogen Fotografie. Die Zusammenstellung der präsentierten Werke ist als Momentaufnahme eines öffentlichen Raumes zu werten, als ein Querschnitt des deutschen Starsystems von dem es heißt, dass es gar nicht existiere.
Podcast: hr2 Doppel-Kopf
Am Tisch mit Jim Rakete, "Pop-Fotograph"
Dauer: 47:21 min.
Autor: Jochanan Shelliem
Datum: 24.09.2008
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